Andreas Schmid ist einer dieser Menschen. Der Rewe-Kaufmann gibt in seinem Markt in Burglengenfeld auch immer wieder jungen Menschen eine Chance auf ein Praktikum oder eine Ausbildung, die beim reinen Blick auf die Noten im Zeugnis anderen Arbeitgebern nur ein bedauerndes Kopfschütteln und eine Absage entlockt hätten. Einer, der sich mit seiner Behörde für schwächere Jugendliche unter den Schulabgängern engagiert, ist Markus Nitsch. Der Chef der Schwandorfer Agentur für Arbeit hat höchstes Lob für Andreas Schmid. Gerade auch jetzt in Zeiten von Corona.
"Die Corona-Krise hat bundesweit massive Auswirkungen auf die Ausbildung. Im Bundesdurchschnitt kommt mittlerweile auf einen angehenden Azubi nur noch ein freier Ausbildungsplatz", sagt Nitsch. Zwar sei die Quote hier in Bayern mit rund zwei offenen Stellen pro Bewerber noch immer vergleichsweise gut - doch gerade lern- und leistungsschwächere Jugendliche bekämen zunehmend Probleme.
Hilfe, wenn's holpert
Dabei sind schlechte Noten im Zeugnis oder Probleme damit, sich für einen passenden Ausbildungsweg zu entscheiden gar nicht mal so selten, weiß der Chef der Arbeitsagentur. Und vor allem sind sie kein endgültiger Makel. "Jugendliche mit Schwierigkeiten gibt es immer wieder", sagt er. "Manche sind einfach in der Entwicklung etwas später dran oder manche haben eine schwierige Phase, bevor sie sich wieder fangen." Mit sogenannten Berufsvorbereitenden Maßnahmen kann die Agentur für Arbeit helfen, wenn der Einstieg ins Arbeitsleben nicht reibungslos klappt, erklärt der Agenturchef. Da gibt es Unterricht bei einem Bildungsträger - und die Möglichkeit, praktische Erfahrungen in einem Betrieb zu sammeln. Gegebenenfalls leistet die Agentur für Arbeit auch noch finanzielle Unterstützung, beispielsweise für den Weg zur Arbeit.
Manche haben eine schwierige Phase, bevor sie sich wieder fangen.
Sehr wichtig sind laut Markus Nitsch in dieser Situation nun Unternehmen, die sich jenseits der Zeugnisnoten "auf die Jugendlichen einlassen und nicht nur auf das Papier schauen". Und der Rewe-Markt in Burglengenfeld mit Andreas Schmid sei solch ein Unternehmen "mit Flexibilität und Mut."
Gerade erst hat eine Auszubildende im Markt erfolgreich die Abschlussprüfungen hinter sich gebracht - und mit dem Start ins neue Ausbildungsjahr im September kann auch Erich Nemmer als Azubi seine dreijährige Lehre zum Kaufmann im Einzelhandel beginnen. Der 17-Jährige war in März - mitten während der Hochphase der Corona-Pandemie - als Praktikant von der Agentur für Arbeit zu Andreas Schmid in den Markt mit seinem rund 35 Mitarbeiter starken Team vermittelt worden. "Vom ersten Anruf der Arbeitsagentur über den Kontakt mit Berufsberaterin Nadja Kellermeier bis hin zum Abschluss des Praktikums lief das alles ganz unkompliziert", lobt der Rewe-Kaufmann.
Kasse musste noch warten
Erich Nemmer hatte die Gelegenheit, in allen Abteilungen des Rewe-Marktes zu "schnuppern" - zum Beispiel mit einer Kollegin im Frische-Bereich oder auch mit dem Chef selbst. Dabei durfte er "alles machen, was unsere Azubis sonst auch so tun", berichtet Schmid. Mit einer Einschränkung allerdings: "Der Bereich Kasse musste diesmal leider ausfallen." Bedingt durch die enormen Anforderungen angesichts der Corona-Pandemie hatte das Rewe-Team schlicht keine Kapazitäten mehr frei, den Praktikanten auch damit noch erste Erfahrungen sammeln zu lassen. Aber kein Problem: Wenn jetzt im September die "richtige" Ausbildung startet, darf der Nachwuchs-Kaufmann natürlich auch hier ran. Zudem lernt er im Rahmen eines Einstiegsseminars bei München auch gleich die Azubis aus anderen Rewe-Märkten kennen und wird künftig etwa alle zwei Monate zu Seminaren an verschiedene Orte geschickt. Dabei stehen dann Inhalte wie beispielsweise Warenkunde zur Unterstützung der Berufsschul-Ausbildung auf dem Lehrplan.
A propos Berufsschule: Sollten sich Azubis dabei schwer tun, besteht hier die Möglichkeit, sogenannte Ausbildungsbegleitende Hilfen in Anspruch zu nehmen, so Markus Nitsch. Wie hilfreich diese Ausbildungsbegleitenden Hilfen als eine Art Nachhilfe für Azubis in der Praxis sind, lässt sich auch hier nachlesen:
https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/gesellenbrief-dank-zusatzunterricht-id2860566.html
Generell hat Rewe-Kaufmann Andreas Schmid über die Jahre immer wieder sehr positive Erfahrungen mit Schülerpraktika gemacht. Einen Ansatzpunkt für Verbesserungen macht er allerdings noch aus: Es wäre schön, wenn die Jugendlichen in der Schule etwas mehr auf das "reale Leben" vorbereitet würden. Gerade in einem kundenorientierten Beruf wie im Einzelhandel bräuchte es oft doch einige Zeit, bis viele verschlossene und sehr ruhige Schüler über ihren Schatten springen könnten. Denn für die allermeisten gelte: "Gib alles, gib Stoff und zeig', was Du kannst." Und das ist gar nicht mal so wenig.
September 04, 2020 at 05:02AM
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Gib Stoff und zeig', was Du kannst - Onetz.de
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Stoff
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